El GrandeEin großes Mehrheitenspiel mit kleinen Klötzchen | ||||||
Verlag | Autor | Spieler | Alter | Spieldauer | Preis | |
Hans im Glück | R.Ulrich & W.Kramer | 2-5 | ab 12 Jahren | 90 Minuten | Euro 25,- |
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Spielziel: | Es ist noch nicht einmal 10 Jahre her, als El Grande es schaffte, nicht nur die Spieler, sondern auch die Jury Spiel-des-Jahres zu begeistern. In diesem Jahr - 1996 genau gesagt - muß sich Hans wirklich wie im Glück vorgekommen sein, denn El Grande bekam neben dem Titel 'Spiel des Jahres' auch den 'Deutschen Spielepreis'. Vom Grund-Gedanken her ist El Grande ganz einfach, denn ein jeder Spieler versucht in den 9 spanischen Provinzen möglichst zahlreich vertreten zu sein, um bei den 2 Zwischen- und der einen Endwertung möglichst viele Punkte zu erobern. Dazu müssen in den Runden vor der Wertung die eigenen Caballeros (Anhänger) möglichst taktisch in den Provinzen verteilt werden. Dazu müssen die möglichen Zwischenwertungen genau dann ausgelöst werden, wenn man sich wirklich gut auf sie vorbereitet hat oder man versucht einfach nur immer und überall dabei zu sein und seine Mitspieler dabei etwas in Schacht zu halten. Beides ist erstens sinnvoll und zweitens nicht unbedingt immer möglich. Meistens scheitert es daran, daß die Mitspieler die schönen Aktionen vor einem machen und man selber nur noch reagieren kann. Da das noch nicht alles gewesen sein kann, nimmt man sich zur nächsten Wertung eine bessere Taktik vor... Ob es gereicht hat, zeigt sich dann nach der dritten Wertung am Ende des Spiels. | |||||||
Ablauf: | Schon beim Auspacken von El Grande fällt uns sofort die wunderschöne historische Karte in die Hand, die erstens den Spielplan und zweitens das Spanien des 15.Jahrhunderts zeigt. Unser Spanien teilt sich in 9 Regionen und je eine dieser Regionen wird die Heimatregion eines Spielers werden, der an dieser Stelle seinen Granden platzieren darf. Von dieser Region ausgehend versucht der Spieler im Verlaufe von 9 Runden mit 3 Wertungen seinen Einflußbereich über weite Teile von Spanien auszudehnen, um am Spielende über die meisten Machtpunkte zu verfügen. El Grande gehört zu der Familie der Spiele, wo ein jeder versucht in bestimmten Bereichen Mehrheiten zu erlangen und dafür Wertungspunkte zu kassieren. Diese Punkte werden bei El Grande auf der umlaufenden Sieppunkt- oder Kramerleiste für alle Spieler sichtbar gezählt. Den Einfluß in den Gebieten erhöht man, indem man eigene Gefolgsleute (hier: Caballeros) vom eigenen Hof in die entsprechenden Provinzen bringt. Dies' darf natürlich nicht planlos geschehen, sondern ist natürlich geregelt. Es gibt immer eine Provinz, in der der König aktuell nach dem Rechten schaut - hier ist es friedlich. In allen benachbarten Provinzen können - und werden - die Spieler aktiv werden und um die besten Plätze kämpfen. Nur eben nicht in der Königs-Provinz. Hier ist es friedlich... Je Runde ergibt sich eine ständig wechselnde Spielreihenfolge, denn jeder Spieler spielt aus einem identischen Kartensatz je Runde eine Karte aus, die neben der Position in der aktuellen Runde auch noch zeigt, wieviele Caballeros ich aus der Provinz an meinen Hof berufe. Um zu entscheiden, wann ich am Zug sein möchte, interessieren mich zum einen die - Runde für Runde neu - ausliegenden Aktionskarten. Zweiter Aspekt ist mein Hof - habe ich noch genug Caballeros, die ich nach Spanien schicken kann, oder brauche ich dringend Nachschub? Wer früh in einer Runde am Zug sein möchte, der bekommt nur wenige Caballeros aus der Provinz, darf dafür aber auch sehr früh aktiv werden und sich von den ausliegenden Aktionkarten die für ihn beste aussuchen, die aufgedruckte Sonderaktion ausführen und außerdem die dort angegebene Zahl an Caballeros nach Spanien führen. Jede Zugreihenfolgekarte kann nur 1x gespielt werden und 2 Spieler dürfen auch niemals die gleiche Karte spielen, so daß immer eine eindeutige Reihenfolge entsteht. Nach jeweils 3 Runden des Einsetzens in die Regionen folgt eine Wertung. Hierbei gibt es die Punkte, die die aktuelle Wertungstafel für das jeweilige Land angibt. Es bekommt meist nicht nur der Führende der Region Punkte, auch die Positionen 2 und 3 können durchaus lukrativ sein. Die 5 ausliegenden Aktionskarten ändern sich Runde für Runde und nur der jeweils erste Spieler hat die Auswahl aus allen 5 Karten. Wer später am Zug ist, kann nur noch aus den Resten wählen, die die Vorgänger übrig gelassen haben. Aber da ich die Karten vorher kannte, konnte ich ja selber entscheiden, wann ich am Zug sein möchte. Dumm ist dann nur, wenn ich mich für 'ganz zum Schluß' entscheide, weil ich neue Caballeros an meinen Hof benötige, mit der letzten Aktionskarte dann aber nichts anfangen kann. Neben den 9 Regionen Spaniens gibt es noch das Castillo. Das Castillo ist ein dunkler Turm, in den auch Caballeros eingebracht werden dürfen und der auch alle 3 Runden gewertet wird. Hier sieht man allerdings nicht, wieviele Caballeros von wem sich bereits hier befinden. Man kann zwar mitzählen, aber... wie leicht verzählt man sich. Diese Caballeros sind im Castillo erstens nicht verloren und zweitens nicht dauerhaft. Vor jeder Wertung der Provinzen kann ein jeder Spieler geheim entscheiden, in welche Region seine Caballeros nach der Wertung des Castillo eingesetzt werden sollen. Hierdurch können sich die Mehrheiten noch entscheidend ändern, wenn der Mitspieler nicht auch die selbe Region wählt, weil er dachte, daß ich dachte, daß er denkt... Wertungen sind immer etwas Feines und Wertungen, die mir mehr Punkte als normal bringen, sind noch besser. Damit mehr Punkte als normal verteilt werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Steht nämlich der eigene Grande in einem Land, in dem ich zusätzlich zur Wertung noch die Mehrheit habe, so fallen 2 Punkte mehr für mich ab. Steht der König in dieser Provinz, so sind es für den Führenden 2 weitere Punkte auf seinem Konto. Es lohnt also, sich um seine Heimatprovinz zu kümmern, auch wenn es dort ansonsten nicht viele Punkte gibt - einem Mitspieler diese Punkte abjagen geht allerdings nicht. Er verliert sie zwar (was auch nicht schlecht ist), aber ich bekomme sie nicht. Nach 9 Runden mit 3 Wertungen endet El Grande und der Sieger kann sich freuen, daß er die unterschiedlichsten Aktionen so gut kombinieren konnte und sie ihn zum Erfolg geführt haben. | |||||||
Fazit: | El Grande ist ein wunderbares Spiel. Es ist 1996 erschienen und war damals seiner Zeit schon weit voraus. Nach El Grande folgten viele Spiele, die sich ebenso mit dem Mechanismus 'Mehrheiten in Gebieten' beschäftigten - jedoch ist und bleibt El Grande in dieser Hinsicht der Vorreiter und ist wohl auch deshalb weiterhin so beliebt. El Grande kann noch immer gegen sehr viele Neuheiten der letzten Jahre bestehen und wird diese Stellung auch wohl kaum noch abgeben, dafür hat es schon viel zu lange Fans sammeln können - inzwischen hat El Grande bei vielen von Ihnen Kult-Status erreicht. Die Mechanismen, die El Grande zu dem machen, was es ist, greifen gut in einander und auch das Spielmaterial (viele, viele Holzwürfel) machen das Spiel zu einem gern gespielten. Der wunderschön gestaltete Spielplan tut seinen Teil dazu, das Spiel zu einem Genuß werden zu lassen. Weniger Genuß verspricht allerdings das zu lange Grübeln von hochtaktischen-Spieleprofis, die eine Situation versuchen, komplett durchzurechnen und dann erst ihren Zug machen. Etwas Grübeln ist OK, aber man sollte es nicht ausufern lassen. Ein Spiel aus dem Bauch heraus gespielt macht auch Spaß, wenn das Spiel El Grande heißt. Während El Grande den Deutschen Spiele Preis meiner Meinung nach zu Recht bekommen hat, kann man sich durchaus fragen, ob die Auszeichnung zum Spiel des Jahres ebenfalls angemessen ist. Es ist nämlich durchaus so, dass das Spiel für Wenigspieler zu kompliziert erscheinen kann und durch die umfangreichen Möglichkeiten eher abschreckt. Wir hatten Fälle, in denen Leute bereits nach der Erklärung der Regel nicht mehr spielen wollten. Von daher denke ich, dass El Grande für die Zielgruppe des Spiels des Jahres, so wie ich sie immer verstanden habe, eher weniger geeignet ist. Wer allerdings taktische Spiele mag und schon ein wenig Erfahrung mit umfangreicherem Regelwerk hat, wird mit dem Spiel viel Freude haben. El Grande ist zwar ein komplexes oder vielschichtiges Spiel, aber die Regeln sind klar und einfach. Alle 9 Runden verlaufen gleich, so daß man nach einer Proberunde und evtl. einer Probewertung durchaus den Ablauf verstanden haben kann, wenn man ihn spielerisch erklärt bekommt. Auf diese Weise können auch Wenigspieler behutsam an das Spiel heran geführt werden. Die taktischen Erwägungen, die hinter einem Spielzug bei El Grande stecken, wird man in dieser Kürze allerdings nicht vermitteln können. Für Probespiele bietet sich auch die Variante an, daß nur über 6 Runden mit einer Wertung alle 2 Runden gespielt wird. Einen besseren Kurzeinblick gibt es wohl kaum. Obwohl El Grande für 2-5 Spieler geeignet ist, liegt die ideale Spielerzahl eher im oberen Bereich. Hier gibt es unter den Mitspieler genügend Konkurenz und man hat es nicht zu leicht, seine eigenen Wünsche zu erfüllen, während es im 2-Personen-Spiel zwar recht taktisch zu geht, doch mit nur einem Gegner fehlt irgendwie was... Der Titel 'Spiel des Jahres', den El Grande 1996 erhalten hat, war ein großer Glücksfall für den Bekanntheitsgrad von El Grande - ob es auch gut war, ist eine andere Frage. El Grande ist meines Erachtens für die Zielgruppe des Preises zu komplex. In diesem Sinne ist es kein würdiger Nachfolger für 'Die Siedler von Catan', die den Preis 1995 erhalten hatten. Mit 'Mississippi Queen' und 'Elfenland' in den Folgejahren wurde der Anspruch an ein Spiel des Jahres deutlich und richtigerweise zurück genommen. Der SdJ-Käufer, der mit El Grande überfordert war, wurde in den Folgejahren mit den Hauptpreisträgern besser bedient. Der Liebhaber taktischer Spiele belohnte El Grande 1995 schon dadurch, daß des den 'Deutschen Spielepreis' bekam - das war ausreichend. Ein Familienspiel ist El Grande nicht, so daß der Titel 'Spiel des Jahres' nicht nötig gewesen wäre. Das soll El Grande nicht schmälern - es ist ein erstklassiges Mehrheitenspiel geworden, das auch noch oft und gern auf dem Spieletisch landet, wenn nach einem anspruchsvollen Taktikspiel geschaut wird. (cw) | |||||||
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© Carsten Wesel am 04.07.2004 für www.fairspielt.de. Kontakt-Email zum Webmaster. |