Der Herr der Ringe - Die Gefährten (Kosmos)Das Spiel zum Film | ||||||
Verlag | Autor | Spieler | Spieldauer | Alter | Preis | |
Kosmos | J.R.R. Hering | 3-4 | 60 Minuten | ab 10 | Euro 21,- |
Quick: |
| |||||||
Spielziel: | Der Herr der Ringe - die Gefährten - das Brettspiel. Das dürfte wohl der offizielle Name dieses Spieles sein, und dementsprechend wirkt das Spiel auch: hinter der für Lizenzprodukte des großen Tolkienfilms typischen grünen Packung verbirgt sich ein bodenständiges Wettlaufspiel über vier Etappen, die dem inhaltlichen Verlauf eben dieses ersten Filmes entsprechen, hinzu kommt ein ganzer Stapel Karten, versehen mit Szenenfotos aus dem Film, diverse Würfel, vier Pöppel (kurz und dick, was ja auch sehr stimmig ist, da sie Hobbits darstellen) und ein Spielplan, der auf beiden Seiten mit je zwei der Etappen bedruckt ist. Das Ziel, so scheint es, ist es, durch Würfeln hoher Werte möglichst schnell als erster den Parcours hinter sich gebracht zu haben? Ja, auch, aber eben nicht nur. Also etwas Geduld. | |||||||
Ablauf: | Schnürt Eure Bündel, ein jeder nehme sich einen Pöppel und zwei Würfel seiner Farbe, einen Siegpunktchip und drei Bewegungschips, sowie seine Charakterkarte, und von nun an nenne man sich Frodo, wenn man den Grünen hat, und nehme den Ring, entsprechend die anderer Herren. Gut, das ist nicht nötig, aber erstens war ich im ersten Spiel Frodo und finde, ich habe die Ehre verdient, und zweitens liefert die Vorstellung, der Zwei-Meter-Sieben-Hobbit mir gegenüber sei mein treuer Freund und ergebener Gefährte Samweis Gamdschie, auch ein gewisses Amüsement. Den Spielplan mit den ersten beiden Etappen aufgedeckt, die restlichen Karten erst in diverse, an der Rückseite deutlich erkennbare, Stapel geteilt und dann gemischt, die ersten auf den Plan, noch einmal mit hinreichend Schokoladigem um den Spieltisch versorgt (he, wir sind und bleiben Hobbits, die dürfen nicht unterversorgt sein!) und der Vorbereitungen sind genüge getan. Nun also los, wir schnappen uns unsere Vorräte, Frodo steckt den Ring ein, und es wird eifrig losgejoggt. Doch halt: sehen wir uns die Strecke vor uns doch zuerst einmal genauer an: sie besteht aus diversen Feldern, von denen einige mit Blättern gekennzeichnet sind, den Ereignisfeldern, und einige nicht. Insgesamt gibt es dann noch vier besondere Felder mit Sonderregeln, aber die sollen uns erst einmal nicht scheren. Nun also auf. Als erstes darf sich der Ringträger (das ist Frodo, das bin ja ich, feinfein) die jeweils oberste Karte des Ereigniskarten- und des Gegnerstapels ansehen, und sieht somit, ob er lieber Ereignisse haben will oder nicht und ob er lieber kämpfen möchte oder nicht. Dann nimmt sich der an vorderster Stelle liegende (bei dem Gleichstand zu Beginn einer Etappe: der Ringträger. Das bin ja auch ich, feinfein) seine zwei Würfel und würfelt. Nun teilt er die Würfel in einen Laufwert und in einen Kampfwert auf. In der Regel wird empfohlen, und es ist in der Regel auch zu empfehlen, lieber den höheren Wurf zum Kampfwert zu machen. Man zieht nun seine Figur um die Bewegungsweite vor, wobei nur freie Felder gezählt werden, ist man erst einmal losgegangen, ist Schluss mit dem gemütlichem Klönschnack zweier Hobbits auf einem Feld. Wer will, der kann seine Bewegungsweite noch gegen Abgabe von Bewegungsplättchen modifizieren, zum Beispiel um einem Ereignis aus dem Weg zu gehen (wie zum Beispiel: gib einen Siegpunkt ab) oder eines heraufzubeschwören (wie zum Beispiel: Du erhältst zwei Bewegungsplättchen), oder einfach nur, um an einer anderen Position zu landen. Die Ereignisse sind jeweils durch zur Etappe passende Filmszenen mehr oder weniger gelungen begründet (das wechselt ab). Nun dürfen im Uhrzeigersinne folgend die weiteren Hobbits dasselbe tun: würfeln, aufteilen, ziehen, gegebenenfalls Ereigniskarte aufdecken. Dann am Ende der Runde macht sich der führende Hobbit schon einmal mit leichter Gymnastik und Dehnübungen warm, während die oberste Feindeskarte aufgedeckt wird. Diese hat nur drei Zahlen, zum Beispiel 6-5-2. Und unser Hobbit sieht die erste und schluckt, denn 6 ist der Basiskampfwert des Gegners, das ist viel. Nun ja, beide (der Hobbit und der linke Nachbar als Vertreter von Saurons Schergen) würfeln noch einen Würfel, addieren ihn, und wer den höheren Wert hat, der gewinnt (bei Gleichstand siegt unser tapferer Kleiner). Ein Gewinn hat die Abwehr des Gegners und eine Belohnung (z.B. Siegpunkte, Bewegungspunkte, eine Waffe zum Einsatz bei späteren Gegnern) zur Folge, eine Niederlage wirft einen um (mindestens) eine Position zurück, es sei denn, man opfert ein Bewegungsplättchen, dann nur um einen Platz. Sollte der Erstrundenhobbit verloren haben, so darf der nun erste gegen den Gegner antreten, nur dass nun der zweite Kampfwert (in obigem Beispiel: 5) zählt, gegebenenfalls folgt noch ein dritter Kampf, geht der auch verloren, so düst der Gegner jubelnd in eine Autogrammstunde ab und das Spiel geht weiter. Ist der Ringträger nun letzter, so muss er den Ring an den ersten weiterreichen. Der Ringträger darf sich also wieder die oberen Karten ansehen, der vorderste fängt mit Würfeln an und so weiter und so fort, bis einer das Etappenziel erreicht, wofür er Punkte kassiert, aber aus dem Spiel ist, bis alle da sind. Jedoch: je früher, desto mehr, und wer als Ringträger ankommt, erhält auch noch einen Bonus. Dann geht es auf zur zweiten Etappe, zur dritten, zur vierten, Hier kommen dann auch noch die Gefährten ins Spiel, die einem in Kämpfen beistehen können (sich dann aber auf machen, in Zukunft jemand anderes zu helfen), sowie vier spezielle Felder, die teils die Bewegung hemmen, teils auch Punkte verteilen oder abziehen, jeweils durch einen Würfelwurf entschieden. Ziel ist es dann, am Ende die meisten Siegpunkte eingesammelt zu haben (wobei nun noch für ins Ziel gerettete Gefährten Punkte verteilt werden). | |||||||
Fazit: | Als DHdR-dG-dBS im Diskussionsforum der Spielbox einmal als Massenkompatibles Merchandisingprodukt bezeichnet wurde, da kam ein gewisses Grummeln aus der Ecke des Kosmos-Verlages, aber die Bezeichnung ist nicht unberechtigt. Massenkompatibel war der Hauptstreitpunkt, aber es ist durchaus auch für Leute geeignet, die sonst nicht all zu oft spielen und all zu komplexe Regeln nicht mögen. Merchandisingprodukt hingegen ist klar, man erkennt es an den Filmfotos und dem Grün der Schachtel, aber auch daran, dass Tom Bombadil fehlt und Arwen eine wichtigere Rolle hat, als im Buch. Die Fotos auf Karten sind etwas, woran ich mich immer erst gewöhnen muss, aber sie sind hier durchaus nett eingearbeitet. Einen Nachteil gibt es allerdings. Anders begonnen: dem Rezensionsexemplar liegen ein Ring-Plättchen und ein echter Plastikring bei. Da die Anleitung nur vom Plättchen spricht, scheint der Ring aus dem Knizia-HdR-Brettspiel (auch Kosmos) hinzugerutscht zu sein, dennoch nahmen wir zunächst ihn, um den Ringträger zu kennzeichnen, wechselten aber schnell auf das Plättchen, weil der Ringträger damit als zusätzlichen Bonus das Foto seiner Charakterkarte abdecken konnte. Ausnahmslos alle fanden diese Karten eher misslungen, da die vier Hobbits Beutlin, Gamdschie, Tûk und Brandybock doch sehr missmutig wie Sträflinge in die Kamera blicken (oder wie ein Mitspieler meinte: wie eine Hardrockgruppe der 80er Jahre). Sonst ist aber am Spielmaterial nichts zu mäkeln. Etwas mehr schon an der Anleitung, die sich erkennbar auch an Sonst-nicht-so-viel-Spieler wendet, daher aber, da sie auf dem üblichen schachtelformatgroßen, doppelseitig bedruckten Bogen daherkommt, sehr viele Informationen enthält (obwohl leider immer noch einige, wenige Fragen offen bleiben) und fast augenfeindlich klein bedruckt ist, gerade Kurzsichtige werden eine helle Freude daran haben. Zum wichtigsten, zum Spielgefühl: natürlich ist dieses Spiel nicht Der Herr der Ringe, die Hobbits kämpfen gegeneinander, statt miteinander, und es besteht zu keinem Zeitpunkt mehr Gefahr, als einen Siegpunkt abgeben zu dürfen oder drei Felder zurückzufallen, sodass auch das thematische Spannungselement fehlt. Aber da muss man zu Kompromissen sowieso bei fast jedem thematischen Spiel bereit sein. Zweitens: der Glücksmoment ist sehr hoch, das fängt bei den Würfeln an. Auch, wenn es für schlechte Würfe zum Ausgleich Bewegungsplättchen gibt, ist derjenige, der nur niedrig würfelt, sehr gehandicapt. Hinzu kommen Ereigniskarten unvorhersehbarer Wirkung und Gegner deutlich unterschiedlicher Stärke und Belohnungen (auch wenn die korelliert sind: man freut sich genau so wenig, andauernd die Schwerter zu erbeuten und dann weitergeben zu dürfen, weil man schon eines hat, wie man hin und wieder auch mal einen Kampf gewinnen möchte). Drittens: bei all dem bleibt durchaus mehr Platz für taktische überlegungen als bei Klassikern wie Monopoly, denn die Abwägung zwischen Kampf- und Laufwert, oder der persönlichen Risikobereitschaft beim Aufsuchen von Ereignisfeldern, ist schon interessant. In der Summe: wer zufallsgesteuerte taktische Laufspiele wie zum Beispiel Malefiz zumindest nicht verabscheut, und sich für das Thema Herr der Ringe ein wenig interessiert, der findet hier ein handwerklich ordentliches, nicht uninteressantes Spiel vor. Wer lieber Herr des eigenen Schicksals ist, sollte es sich einen Kauf eher zweimal überlegen, aber auch Tolkienpuristen werden ob des Gegeneinanders etwas murmeln müssen. Ein schönes, familientaugliches Spiel, das aber aufgrund besserer Alternativen nicht all zu oft auf dem Tisch landen wird. (mh) | |||||||
Quick: |
| |||||||
|
---|
Kennen Sie diese 5 Spiele schon? | ||||
---|---|---|---|---|
Zug um Zug Skandinavien | Elfenland | Ubongo | Altamira | Ta Yü |
© Carsten Wesel am 03.01.2004 für www.fairspielt.de. Kontakt-Email zum Webmaster. |