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Sonntag auf der Spielemesse 2000 in Essen

Sonntag: Heute ging es ein letztes mal in diesem Jahr zur Messe. Aber es ist schon komisch, denn auch wenn ich in diesem Jahr viel weniger gespielt habe, als sonst, habe ich nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die wirklich großen Highlights sind ausgeblieben und die Spiele, die in diesem Jahr sonst noch erschienen sind, wirken auf den ersten Blick recht ansprechend. Aber das mit den großen Spielen und Überfliegern ist zum Teil auch die Schuld des Konsumenten selber, der getreu dem Motto "Toller - Besser - Umwerfender" immer den Favoriten des Vorjahres als Maßstab nimmt und diesen noch übertroffen wissen möchte. So kommt es auch, daß wir Probleme damit haben, gute Spiele zu würdigen. Ich hoffe, daß wir alle bald merken, in welche Bahnen unser Denken gerutscht ist und mit diesem Wissen offen auf die neuen Spiele des aktuellen Jahrganges zugehen. Ich selber hoffe, daß ich offen genug bin, denn ich habe immerhin trotz vieler unterschiedlicher Meinungen den Gang zu Ravensburger gemacht und habe dort u.a. Java (einigen evtl. unter dem Arbeitstitel Tuzza bekannt) gespielt. Hier nun mein Messerundgang am Sonntag:

Ravensburger: JavaIch wollte mich gerade auf den Weg zu einem anderen Stand machen, als mich ein Handy-Klingeln erschreckte. Der Anruf kam von einem Tisch bei Ravensburger, an dem 2 Bekannte von uns saßen, die Java nicht unbedingt zu zweit spielen wollten. Festgelegt war ich auch noch nicht, so daß dieser Anruf einen netten Start des Tages bedeutete - Endlich weiß ich auch, daß Handies ab und an Sinn machen. Nachdem wir am Stand waren und kein Ravensburger Erzähler aufzugabeln war ("Tut mir leid, ich erkläre gerade dort hinten - wollen sie nicht mit rüber kommen und zuhören?" - Nette Idee, doch wer passt auf unseren Tisch auf?), haben wir also die erste Stunde des Tages mit dem Studium der Regeln verbracht. Dies erwies sich nicht als besonders schwer, da man bei fast jeder Regel ähnliches bei Torres und Tikal finden konnte. Man mußte nur die entsprechende Eselsbrücke schlagen und wieder war eine Regelhürde genommen. Mir bleiben aus der Torkal- und Tikes-Verschmelzung bei Java nun noch 6 Aktionspunkte, um je Spielzug aktiv zu werden. Damit vergrößere oder verkleinere ich Städte und Reisfelder und baue auch in die Höhe, wenn ich die Geländeplättchen über bestehende lege. Somit gibt es unterschiedliche Höhen (Hallo Torres), die dann bestimmen, wer in welcher Stadt mehr darf. Wenn man Java 1x gespielt hat und Torres und Tikal im Hinterkopf hat, dann ist es recht eingängig und schnell verstanden. Nur die neuen Elemente müssen noch mit in das eigene Denken integriert werden, wie auch die richtige Anwendung der bekannten Elemente. Gerade bei Java ist sicher etwas mehr Einspielzeit notwendig, um es objektiv und ohne Tikal und Torres zu beurteilen.

Erster Eindruck/Note: 1(Tikal) + 1(Torres) + 1(x.ter Aufguß) = 3.


Ravensburger: Think ChronosWo ich schon mal bei Ravensburger war, konnten ich dann auch endlich mal einen Blick auf ein Produkt der Think-Serie werfen - Nicht, daß es besonders neu wäre, aber für mich war es das. Auch der Autor Wolfgang Kramer klang vielversprechend und als dann auch noch das Spielfeld aus vielen kleinen 6-ecken bestand, war der Beschluß gefasst, Think Chronos zu spielen. Die Spieler müssen ihre Spielfigur vom Start zum Ziel bewegen. Die Schrittweite der Figur wird hierbei durch Aktionskarten bestimmt, die 1x ausgespielt, erst wieder zur Verfügung stehen, wenn alle Karten der eigenen Kartenhand verbraucht sind oder man eine Pause einlegt, um eine abgelegte Karte wieder auf die Hand zu nehmen. Auf seinem Weg sollte man an vielen Etappenzielen vorbei kommen, um dort farbige Sternchenplättchen zu sammeln. Nach einer vorgegebenen Rundenzahl endet Chronos und gewonnen hat, wer die meisten Punkte hat. Die Punkteberechnung erfolgt mittels der 4 Farben. Die gesammelten Punkte der beiden Farben mit den wenigsten Punkten werden am Ende mit den Punkten auf den Plättchen der zwei meisten Farben multipliziert. (Bsp.: 3, 5, 7, 9 = (3+5)*(7+9) Punkte).

Erster Eindruck/Note: 4.


Drei bei LigrettoEs ist ja nicht so, daß man nur durch die Hallen stöbert und nicht rechts und nicht links schaut, ob es dort etwas zu sehen gibt. Ich hatte nach 2 Spielen am Stand jedenfalls Zeit, auch mal die Blickrichtung zu wechseln und nicht nur zu schauen, wo es das nächste ungespielte Spiel gibt. Dabei ist mein Blick auf den Stand von Schmidt-Spiele gefallen, wo gerade eine Partie Ligretto begann. Das ist an sich noch nichts Besonderes, wenn da nicht die Teilnehmer gewesen wären. Es war eine 3er-Partie mit Dominique Metzler (Merz Verlag - Organisation Spielertage), Franz Vohwinkel (Vielseitiger Spielegraphiker) und Andreas Mutschke (Mitglied Jury "Spiel des Jahres"). Das Spiel wurde kurz erklärt und anschließend waren die drei eifrig dabei. Das Publikum ging mit. Erste Anfeuerungsrufe kamen zögerlich und steigerten sich - weiter ging es mit Hilferufen, welche Karte, denn wo am besten abgelegt werden könnte. Im weiteren Verlauf des Spieles war es somit nicht mehr ganz so wichtig, wer dieses Turnier gewonnen hatte, da jeder ja von so ziemlich jedem Zuschauer Hilfe bekommen hatte. Einzig der Gedanke an das gemeinsame Hobby zählte hier und zeigt, daß neben der Arbeit immer noch irgendwo Platz für ein nettes Spielchen zwischendurch ist.


Sekkoia: BlokusSo langsam ging die Messe ihrem Ende entgegen und endlich schafft man es auch mal an den kleinen und unauffälligen Ständen einen Blick auf mögliche Neuheiten zu werfen. Meinen Blick warf ich eben auf ein neues Legespiel für 2-4 Personen namens Blokus. Einzig gut ist hierbei das 4-Personen-Spiel, da man zu zweit jeder mit 2 Farben spielt und zu dritt jeweils abwechselnd einen Zug für die vierte Farbe macht. Gespielt habe ich es in der 2er-Version, wobei ich ständig mit meinen Farben durcheinander kam. Es geht darum, von seiner Ecke beginnend, Formen der eigenen Farbe auf dem Spielplan zu legen, wobei sich Teile in einer Farbe nur über Eck berühren dürfen - andere Teile dürfen kreuz und quer berührt werden. Die Formen bestehen aus 1 bis 5 zusammenhängenden Quadraten von denen jeder Spieler einen gleichen Satz hat. Gewonnen hat am Ende der Spieler, der weniger Quadrate übrig behalten hat, als alle anderen. Es ist ein interessantes Spiel - auch zu zweit - wenn man es schafft, immer daran zu denken, welche Farbe denn nun den nächsten Zug hat. Mein Probespiel endete unentschieden und genau so unentschieden bin ich mit meiner Meinung, ob es richtig war, das Spiel nicht mitzunehmen und ihn dadurch eine weitere Chance zu bieten. Derzeit ist es wohl nur in Frankreich erhältlich.

Erster Eindruck/Note: 3.


Amigo: Al CabohneEs ist schon erstaunlich, was einigen Autoren so alles einfällt. Mein Erstaunen kommt in diesem Fall daher, daß ich Al Cabohne auf der Messe gefunden hatte und feststellte, daß mit diesem Spiel Bohnanza endlich auch mit weniger als 3 Personen spielbar war - Al Cabohne ist die Zwei- bis Ein-Spieler-Version von Bohnanza und völlig ohne das Grundspiel spielbar. Wir haben es gleich zu zweit gespielt und waren erstaunt über den flüssigen Ablauf im Spiel. Neben 4 bekannten Bohnensorten kamen 3 neue hinzu. 13x die Stangenbohne, 16x die Puffbohne und 19x die Kidneybohne. Diese Bohnen bauen die Spieler wie üblich auf ihren Feldern an, wobei vor dem Anbau aus der Hand je eine eigene Bohne je Feld an die Mafia (Don Corlebohne und Al Cabohne) abgetreten werden müssen, wenn die Mafia die selben Bohnen anbaut. Anschließend werden Bohnen aufgedeckt, die, wenn es Mafia-Bohnen sind, sofort an die Mafia gehen, im anderen Fall bleiben sie liegen, bis 3 Bohnen liegen. Die kann der Spieler nun anbauen oder nicht. Alle Bohnen die er nicht anbaut, bleiben für den 2ten Spieler liegen, der sie vor seinem Zug verwerten und/oder wegschmeißen kann. Die Bohnenmafia verkauft ihre Bohnen immer sofort, sobald sie damit eine bestimmte Talergrenze erreicht hat. Das war der kurze Überblick über ein weiteres schönes Spiel aus der Bohnanza-Familie.

Erster Eindruck/Note: 1.

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© Carsten Wesel am 19.11.2000 für www.fairspielt.de. Email: Carsten Wesel oder der Webmaster.