Spieletest für das Spiel: AUGSBURG 1520
Hersteller: Alea                      
Preis: 20 Euro
empf.Alter: 12-              
Anzahl Spieler: 2-5
Erscheinungsjahr: 2006      
noch erhältlich: Ja
Autor: Karsten Hartwig
Besonderheit:
Veröffentlichung des Berichtes: Oktober 2006
Kategorie: Kartenbrettspiel
Bewertungsbild Augsburg 1520-Pressefoto

Für die Zusendung eines Rezensionsexemplars danken wir der Firma Ravensburger recht herzlich!

Ausstattung: 1 Spielplan, 5 Spielertableaus, 7 Spielsteine, 90 Karten, 27 Stufenkärtchen, 30 Rechte-Kärtchen, 72 Geldscheine
Aufmachung: Der Spielplan zeigt fünf Adelige, denen die Spieler Geld leihen. Vier der Adeligen besitzen dabei eine eigene Hintergrundfarbe. Um die Portraits verläuft eine Zählleiste, am unteren Rand gibt es noch eine Leiste für die Anzahl der Spielrunden.
Die Spieler verfügen über eigene Tableaus, auf denen sie die im Spiel erworbenen Rechte und Stufen in drei Kategorien (Geld, Siegpunkte, Ämter) ablegen können. Hier wird auch das Spielgeld deponiert.
Neben einem Spielstein zur Anzeige der aktuellen Punkte für jeden, gibt es zwei weitere Markierungssteine für die aktuelle Auktion und die Anzahl der verbliebenen Spielrunden. Bei diesen Markern handelt es sich um einfache kleine Holzzylinder.
Der Motor im Spiel sind die Karten. Die meisten Spielkarten zeigen Schuldscheine in den Farben der vier ersten Adeligen. Die Schuldscheine haben einen gewissen Geldwert, den ein Spieler zahlen muß, wenn er den Schein haben möchte und einen Punktwert, der bei den Auktionen eine Rolle spielt. Der Geldwert ist auch auf der Rückseite der Karte sichtbar.
Neben den Schuldscheinen gibt es einige Joker, die für eine beliebige Farbe stehen können. Sie haben allerdings keinen Punktwert.
Bei den Ersteigerungen kann man eine von zehn verschiedenen Privilegienkarten erwerben. Diese Karten sind in drei Bereiche unterteilt und können Stufenkärtchen, Siegpunkte, neue Karten oder Geld bringen.
Bei den Stufen-Kärtchen und den Rechten handelt es sich um Papp-Marker, die man nach dem Kauf auf sein eigenes Tableau legen kann. Dadurch erhöhen sich die Einnahmen, die Siegpunkte oder die Anzahl der zur Verfügung stehenden Handkarten in der Folgerunde. Von den verschiedenen Stufen gibt es unterschiedlich viele Plättchen, so daß nicht jeder Spieler die höchsten Stufen erreichen kann.
Auch die Geldscheine sind aus stabilem Karton. Es gibt sie mit unterschiedlichen Werten.
Ziel: Jeder Spieler verleiht an die Adeligen Geld und versucht, dadurch möglichst viel Prestigepunkte zu erzielen.
Zu Beginn wählt jeder Spieler eine Farbe und stellt den Spielstein auf das erste Feld der Punkteleiste. Außerdem erhält man ein Tableau und etwas Startkapital. Die Privilegkarten werden gemischt, bevor man fünf davon offen auslegt. Je nach Zahl der Spieler benötigt man einige oder alle Stufen- und Rechtekärtchen. Diese werden ebenfalls neben dem Spielplan bereitgehalten.
Vor dem eigentlichen Spiel dürfen sich die Spieler zwei Jokerkarten aus dem Stapel mit den Schuldscheinen nehmen. Danach wird dieser Stapel gemischt und man verteilt an jeden Spieler sieben Karten. Diese schauen sich die Spieler geheim an und entscheiden dann, welche der Karten sie kaufen möchten. Die nicht benötigten Karten wandern auf einen Ablagestapel, die gekauften Karten werden mit dem Startkapital bezahlt.
Eine Spielrunde verläuft über eine Auktionsphase und einer Auswertungsphase.
In der Auktionsphase findet für jeden der fünf Adeligen eine Auktion statt. Der Startspieler beginnt die erste Auktion und nennt eine beliebige Anzahl von Handkarten, die er bietet, um eventuell eine der fünf ausliegenden Privilegkarten zu erhalten. Man darf nur mit passenden Farbkarten bieten, ggf. durch Jokerkarten ergänzt. Die Punktwerte der Karten spielen bei der Auktion zunächst noch keine Rolle. Reihum müssen die Spieler die Gebote halten, erhöhen oder passen.
Wenn ein einzelner Spieler das Höchstgebot abgibt, muß er die Anzahl der gebotenen und passenden Karten abwerfen. Anschließend wählt er eine der offenen Privilegienkarten aus und darf zwei der drei Möglichkeiten dieser Karte nutzen. Der Gewinner der Auktion bietet in der nachfolgenden Auktion als erstes.
Haben mehrere Spieler ein gleich hohes Gebot abgegeben, kommt es zum Stechen. Die Spieler zeigen gleichzeitig ihre gebotenen Karten vor und es gewinnt derjenige, der die Karte mit dem höheren Punktwert besitzt. Dieser Spieler gibt seine Karten ab und wählt ein Privileg, während die Kontrahenten ihre Handkarten behalten dürfen. Die Privilegkarte wird anschließend offen unter den Stapel der verbliebenen Privilegkarten gelegt.
Es gibt sechs unterschiedliche Aktionen auf den Privilegkarten. Dabei erhalten die Spieler neues Geld, Siegpunkte oder neue Handkarten. Andere Aktionen erlauben das Nehmen eines Stufenkärtchens, welches dann direkt auf das Spielertableau kommt und dort für die folgenden Spielrunden Vorteile bei der Verteilung von neuem Geld, Siegpunkten oder Handkarten bringt. Hat man erst einmal eine gewisse Ausbaustufe in einem Bereich erreicht, darf man sich alternativ auch eines der vorhandenen Rechteplättchen nehmen.
Leider gibt es nicht in jeder Ausbaustufe genügend Stufenkarten für jeden Spieler. Möchte ein Spieler die entsprechende Stufe erwerben und sie befindet sich nicht mehr im allgemeinen Vorrat, darf er das Kärtchen von einem Mitspieler einfordern. Dieser kann sich nicht dagegen wehren, erhält aber eine kleine Entschädigung in Form von Geld oder Siegpunkten. Einmal genommene Rechteplättchen verbleiben in jedem Fall beim Spieler, auch wenn er die Voraussetzungen irgendwann im Spiel nicht mehr erfüllt.
Beim fünften Adeligen können alle Handkarten zum Ersteigern genutzt werden. Es ist erlaubt, verschiedene Farben abzugeben, wenn man beim Bieten erfolgreich war.
Nach der fünften Versteigerung erfolgt die Auswertung der laufenden Runde. Jeder Spieler bekommt gemäß seinem Status auf dem Tableau Geld, Siegpunkte und neue Handkarten. Die neuen Handkarten werden zunächst separat betrachtet und müssen dann nach Wahl des Spielers wie zu Beginn erworben werden. Nicht gewollte Karten kommen wieder auf die Ablage. Dann wird der Rundenzähler eine Position weiter geschoben, man legt die nächsten Privilegkarten offen aus und der Gewinner der letzten Auktion beginnt mit der ersten Versteigerung der neuen Runde.
An bestimmten Stellen im Spiel muß ein Spieler eine Kirche oder einen Dom bauen. Ohne diese Gebäude kann man über eine vorgegebene Anzahl an Siegpunkten nicht hinwegkommen. Der Preis der Gebäude fällt, je nachdem, wie viele Spieler bereits einen entsprechenden Bau beauftragt hatten. Der Bau eines solchen sakralen Gebäudes erfolgt über eine Privilegienkarte, die man während der Auktionsphase ergattert.
Spielende: Je nach Spielerzahl endet die Partie nach 4-7 Spielrunden. Es gewinnt nun der Spieler mit den meisten Siegpunkten.
Kommentar: „Augsburg 1520“ ist eigentlich ein recht einfaches Spiel. Schaut man sich allerdings das erste Mal die Spielregeln an, fühlt man sich ein wenig vor den Kopf gestoßen, da sie auf elf eng beschriebenen Seiten jedes Detail erklären. Hat man sich aber erst einmal durch die Regeln gelesen, bleiben eigentlich keine Fragen mehr offen.
Die Partien spielen sich recht flüssig, auch wenn bei Auktionsspielen meistens die Spieler im Vorteil sind, die schon Übung bei diesem Spiel besitzen. Sie können eher abschätzen, wann es sich lohnt, seine wertvollen Karten einzusetzen und wann man besser aussteigen sollte. Etwas unpassend wirkt allenfalls die letzte Spielrunde, weil sich hier alles auf die Privilegienkarten stürzt, die noch Siegpunkte bringen. Spielgeld und Ämter sind dagegen von keinem oder niederem Interesse.
Besonderes Augenmerk muß man auf die zwei Gebäude richten, die man im Spiel bauen muß. Sie sind anfangs sehr teuer, aber ohne den Bau kann ein Spieler nicht mehr als 25 bzw. 45 Siegpunkte ansammeln. So ist der führende Spieler dann gezwungen, entweder ein teures Gebäude zu setzen und den Preis für nachfolgende Spieler zu drücken oder Siegpunkte zu verschenken. Der richtige Zeitpunkt kann hier für eine Vorentscheidung sorgen.
Das Wegnehmen von Stufenkarten ist ein weiteres feines Element, welches dafür sorgt, daß ein weit vorne liegender Spieler nicht permanent weiter seinen Vorsprung ausbauen kann.
Zu zweit verliert „Augsburg 1520“ etwas von seinem Charme. Hier streitet man sich nur um die höchsten Stufenkarten jeder Kategorie und die Auktionen verlieren an Spannung, da der Gegenspieler oft nur „hält“, um nicht zu viele Handkarten opfern zu müssen.
Die Grafiken sind stimmungsvoll und wurden anschaulich illustriert. Die vielen Pappkärtchen sind Geschmackssache, haben aber eine gute Qualität. Leider hat man es bei den Spielertableaus versäumt, die durch bestimmte Stufen erreichten Sonderkauf-Möglichkeiten mit aufzudrucken. Gerade in Spielen mit Neulingen müssen diese öfters nachfragen oder nachschauen, wodurch ihre spielerischen Absichten offenbart werden.
Fazit: Für Fans von Auktionsspielen mit Sicherheit ein Pflichtkauf.
Wertung: Mit sehr guten 4 Punkten gefällt diese Alea-Neuheit, kann aber leider nicht auf ganzer Linie punkten. Zu zweit oder zu fünft fällt das Spiel zu sehr ab.

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(c) Claudia Schlee & Andreas Keirat, www.spielphase.de



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