Spielebesprechung: HellRail (3rd Perdition)

Hersteller: Mayfair Games
Erscheinungsjahr:2001
Anzahl Spieler: 3-4
Dauer: ab ca. 45 Min.
Alter: ab 10
noch erhältlich: ja
Preis: US$ 20
Thema: Eisenbahn, Dantes Inferno

Wir danken der Firma Mayfair für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.

Ausstattung

HellRail hat ein interessantes, wenn auch leicht makabres Thema: Die Spieler fahren mit ihren Lokomotiven durch die von Dante beschriebene Hölle (siehe z.B. die Übersetzung der ersten 6 Gesänge von Dantes Inferno), und transportieren Sünder zu ihren Bestimmungsorten, jeweils einem der 9 Kreise der Hölle.

Spielablauf

Zur Spielvorbereitung werden die 10 Höllenkarten (die 9 Kreise der Hölle sowie das Tor zur Hölle) wie in den Spielregeln angegeben ausgelegt. Die Sondereffekt-Scheiben werden gemischt und 9 der Scheiben auf den Höllenkreisen verteilt (das Tor zur Hölle bleibt frei). Jeder Spieler wählt eine Lokomotive aus und stellt diese auf das Höllentor. Außerdem erhält er die Lokomotivenkarte in der entsprechenden Farbe und legt sie offen vor sich ab. Jeder Spieler erhält 3 Schienenkarten, die restlichen bilden den verdeckten Nachziehstapel.

Der Spielablauf sieht für jeden Spieler wie folgt aus:

  1. Eine Schienenkarte ziehen
  2. Beliebig viele Aktionen durchführen, wobei für jede (außer dem Abliefern eines Waggons) eine Karte benötigt wird:
  3. Ggf. Karten nachziehen (fan the flames).
Danach ist der nächste Spieler im Uhrzeigersinn dran.

Die Schienenkarten sind das Kernstück des Spiels und erfüllen mehrere Funktionen:

Unabhängig von der verwendeten Auslage sind einige der Waggonkarten ziemlich gut, andere nicht so doll - wegen der weit voneinander entfernten Start- und Zielbahnhöfe, geringer Punktwerte und geringer "Brimstone"-Werte (wichtig für Fortbewegung und Nachziehen). Diese Karten lassen sich aber z.B. ganz gut als Schienenkarten einsetzen. Der höchste Wert für einen Waggon liegt bei 9, der niedrigste bei 3.

Es werden (wie bei der 2. Edition) 2 verschiedene Auslagen der Bahnhöfe vorgeschlagen; das hat natürlich Konsequenzen darauf, welche Aufträge einfach oder schwierig zu erfüllen sind. So müssen z.B. die Heiden (pagans) vom Höllentor zum ersten Kreis befördert werden, was 5 Punkte bringt und in beiden Auslagen sehr einfach ist. Die Geizkragen (misers) bringen ebenfalls 5 Punkte, müssen aber vom ersten zum vierten Kreis transportiert werden - im Grundspiel eine recht weite Strecke, in der Auslagenvariante sind das zwei benachbarte Kreise.

HellRail hat 45 Karten. Das ist nicht überwältigend viel (gegen Spielende kommt man aus dem Mischen kaum mehr heraus), reicht aber i.a. für Punktewerte in den Dreissigern für den Sieger.

Unterschiede zu HellRail 2nd Perdition

Die Sonderaktionen der Höllenkarten (Circles of Hell) sind variabel (nicht aufgedruckt, wie bei der 2. Edition): Es gibt 15 Sonderaktionen in Form von Pappscheiben (Tokens), die zu Spielbeginn auf 9 der 10 Bahnhöfe verteilt werden; zusätzlich kann jeder Spieler durch eine der Aktionen ein weiteres Token bekommen. Dieses kann dann einmal anstatt einer Sonderaktion eingesetzt werden. Bei der 2. Edition gab es nur die 9 aufgedruckten Sonderaktionen.

Fazit

HellRail gefällt mir recht gut, allerdings optimiert jeder so vor sich hin (was mich an Spiele wie Eurorails und andere dieser Serie erinnert); echte Interaktion zwischen den Spielern gibt es selten. Die Möglichkeit, andere Loks vom Gleis zu schubsen, konnte bei uns kaum genutzt werden - meist konnte jeder seinen Zug in einem Höllenkreis beenden, so dass es keine Gelegenheit zum Rammen gab. Wenn man zu dritt spielt, sind die Spieler meist halbwegs über die Strecke verteilt, so daß es noch weniger Gelegenheit zum Rammen gibt. Die Sonderaktionen bieten zwar einige Möglichkeiten, Gegner direkt zu beeinflussen, aber was genau möglich ist, hängt von der zufälligen Verteilung der Sonderaktionen ab. Oft werden auch einzelne Höllenkreise gar nicht angeschlossen, und die Sonderaktionen werden nicht benutzt.

Einige der Sonderaktionen kommen mir zu stark vor (z.B. Gluttony - Ziehen von anderen Spielern, bis man mehr Karten hat als jeder andere, dann muss man im selben Zug alle Karten spielen und darf keine nachziehen - das kann man durch wiederholten Besuch des entsprechenden Bahnhofs zu einer Art Perpetuum mobile ausbauen), andere (z.B. Geryon) zu schwach.

Natürlich gibt es bei HellRail insgesamt einen recht großen Glücksfaktor; wer passende Karten zieht, hat es einfacher als jemand, der weite Wege fahren müsste. Alles in allem ein nettes Spiel für zwischendrin, aber nicht der große Hit.


© Stefanie Kethers, Januar 2002.